Donnerstag, 23. Juni 2011

Hände hoch, dies ist ein Hilfeschrei!

Wie würden Sie einen Menschen bezeichnen, der wegen einem Dollar eine Bank überfällt? Geistesgestört?  Dumm? Bescheuert?
Es gibt sicherlich einige Möglichkeiten, diesen Aktionismus entsprechend zu würdigen, die Wenigsten aber würden James Verone "genial" oder einen Sozialkritiker nennen, dabei trifft beides doch soviel mehr zu.

James Verone lebt in North Carolina an der Ostküste der Vereinigten Staaten. 17 Jahre arbeitete er für die Coca Cola Company, fuhr seine Lieferungen aus und schleppte unzählige Kästen des allseits beliebten Siurpwassers durch die Staaten. Vor drei Jahren, also mit 56 Jahren verlor er seine Anstellung, wir alle können uns vorstellen wie gut die Chancen für einen 56-jährigen sind neue Arbeit zu finden.

James Verone nach seiner Inhaftierung
Er lebte von Ersparnissen und arbeite in einem "Convenience Shop" einem Einzelhandellanden und schleppte nun hier weiter seine Kisten.
Es kommt wie es kommen muss, durch seine längjährige Arbeit bekommt er Rückenprobleme, fängt an mit dem Fuß zu hinken und die Arthtitis gewinnt langsam aber sicher den Kampf um seine Gelenke.


Hier bei uns in Deutschland würde man sagen, dass James Verone arbeitsunfähig ist und mit diesen durch seine bisherige Arbeit verursachten Krankheiten nicht mehr weiter in seinem Job arbeiten kann.

Im Prinzip stimmt das auch so in den Vereinigten Staaten mit dem kleinen aber feinen Unterschied, James Verone ist nicht krankenversichert!

Während er also zusehen musste, wie seine Finanzreserven stetig weniger wurden ging er seine Optionen durch.
Er wollte in keinem Fall seiner Familie finanziell zur Last fallen, ebensowenig kam Sozialhilfe für Obdachlose in Frage, denn obdachlos oder sterbenskrank war er ja auch nicht, er war einfach nur jemand, der starke Schmerzen leiden musste und dem medizinisch verhältnismäßig einfach geholfen werden kann.

Quelle
Also setzte er sich am 9 Juni in ein Taxi und ließ sich zur "RBC Bank" fahren. Dort angekommen gab er der Dame am Tresen einen Zettel auf dem Stand

"Wenn Sie diesen Zettel lesen überfalle ich Ihre Bank. Ich stehle dieser Bank genau einen Dollar. Ich bin geistig zurechnungsfähig aber leider nicht mehr körperlich!"



Danach gab James Verone der Kassiererin zu verstehen, dass er sich auf eine Bank in der Ecke setzten würde und auf die Polizei warten würde, er war weder bewaffnet noch aggressiv, vermutlich war dies der passivste Banküberfall aller Zeiten. Die Polizei wurde alamiert und staunte nicht schlecht auf einen Bankräuber zu treffen der sich bereitwillig in Handschellen legen lies.

Warum das ganze?

Nun Verone war sich bewusst, dass Gefangene in den USA freie Heilfürsorge erhalten, ja sogar die Inhaftierten "Terroristen" auf Guantanamo Bay erhielten die beste medizinische Versorgung, vielleicht sogar besserer als die Bürger der vereinigten Staaten. Ironischerweise spielt hier der Versicherungsstatus keine Rolle es gilt die Gefängnisse gesund zu halten, zu überfüllt sind sie als dass man sich Epidemien unter den Gefangenen leisten könnte.

Verone ist kein Krimineller sondern ein rationaler Mensch, der seine Möglichkeiten abgewogen hat und das getan hat, was jeder Bürger der Bundesrepublik für selbstverständlich erachtet: Medizinische Versorgung zu erhalten ohne sich Gedanken über die finanziellen Konsequenzen machen zu müssen.

Quelle
Den Wert einer Gesellschaft erkennt man ja bekanntlich daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer selbst umgeht und dieses Beispiel spricht Bände dafür. Man sollte meinen, dass in dem mächtigsten Staat der Welt freie Heilfürsorge und Versicherungspflicht für alle eine Selbstverständlichkeit ist, doch auch 3 Jahre nach Amtsantritt von Präsident Barack Obama sieht die Realität anders aus.


Der Grund der freien Heilfürsorge für Gefangene liegt simpel und einfach in einer Entscheidung des Supreme Court von 1976, in der konstatiert wurde, dass es unmenschlich ist, Gefangenen medizinische Versorgung vorzuenthalten und es schlichtweg zu teuer und nicht möglich ist, gleiches für alle Bürger der USA durchzusetzen.


Für Ärzte sollte es im Prinzip unethisch sein, Patienten abweisen zu müssen, weil sie nicht krankenversichert sind und in Deutschland kann man sich glücklich schätzen, dass dem Dank unseres Sozialsystems so ist. Hier ist mein erster Gedanke wie ich dem Patienten möglichst schnell und effektiv helfen kann und glücklicherweise nicht, wie er genau versichert ist, nervig genug, dass geklärt werden muss ob jemand eventuell Ein- oder Zweibettzimmer versichert ist.

Es darf und kann nicht sein, dass Menschen sterben, weil sie gewisse Formalitäten und Voraussetzungen nicht erfüllen, die ihr Leben rettenswert machen.
 
James Verone ist kein Krimineller, seine Tat ist vielmehr ein metaphorischer Hilfeschrei derer, die in einer ähnlichen Situation wie er sind.
Quelle
Ist er ein Sozialschmarotzer weil er das System so eiskalt zu seinen Gunsten ausnutzt? Nein, vielmehr sind die Vereinigten Staaten der Sozialschmarotzer, der seiner eigenen Existenzgrundlage, nämlich den Staatsbürgern die grundlegensten Sozialleistungen verwährt.

James Verone hat übrigens kommende Woche seinen regulären Arzttermin beim Gefängnisarzt im "Gaston County Jail".

Gute Besserung!

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