Montag, 11. Juli 2011

Ätsch, selber doof!

Immer wieder werde ich als junger Mensch Mitte 20 in Gesprächen mit der „älteren Generation“ (45+) mit sehr aktuellen, neuartigen und noch nie da gewesenen Phrasen konfrontiert und beschossen: Die Jugend verblöde, sie sei respektlos, wisse nichts von der Welt und könne sowieso froh sein, dass sie atmen und Fortbewegung gleichzeitig hinbekommt. Auslöser vieler dieser Debatten ist gerne ein Verweis auf ein schönes Buch von Stefan Bonner und Anne Weiss: „Generation Doof“. Weiter werde ich auf dieses Machwerk nicht eingehen, weil ich nicht einsehe, für eine hanebüchene Arbeit von ein paar Freizeitmisanthropen Werbung zu machen, deren einzige Daseinsberechtigung zu sein scheint, eine vor Klischees und Anekdoten strotzende Abhandlung im Stile von BILD und RTL ins Feld zu schicken, statt sich mal sinnvoll mit diesen Themen zu beschäftigen. Aber nein, wir sind ja kokett und lustig, denn wir Autoren gehören ja ebenfalls dieser Generation an. Danke, mir ist schon schlecht.

Quelle: hier
Um im Phrasenjargon zu bleiben: Da wir uns sowieso nur des Internets bedienen um uns ein wenig klägliches Wissen anzueignen, hier eine wunderbare Definition dessen, was doof eigentlich bedeutet. Bereitgestellt von der unlängst mit dem „Alberto-Einsteino-Gehirnkauderwelsch-Preis für unbedeutende Wahrheiten“ ausgezeichneten Website Stupipedia:
Der Begriff Doof bezeichnet einen andauernden Zustand geistiger Umnachtung und unterdurchschnittlicher kognitiver Fähigkeiten eines Menschen, der meist auf absolute Unbildung, zuviel Fernsehen, kiffen oder auch nur den/die falsche/n Freund/in zurückzuführen ist. Besonders charakteristisch dabei ist, dass der Doofe selbst meist nicht merkt, wie doof er eigentlich ist. Paradoxerweise hält er selbst seine Umwelt, die ihn einfach nicht verstehen will, für doof.
Merkste wat?
Wieso kommen also einige Leute auf den Gedanken, diese Generation sei dümmer als andere? Sind wir doch mal ehrlich, primatenähnliche Individuen gab es zu jeder Zeit, in jeder Region und wird es immer geben. Ist es die globale Vernetzung und die damit über uns hereinbrechende Welle der „Informationen“, die also auch jede Menge blödsinnige Kommentare beinhaltet, schuld an diesem Eindruck? Sind Bücher der Art „Generation Doof“ die Diagnose oder doch eher Symptome? Und wer produziert denn eigentlich den ganzen Mist, der Hirne so flüssig macht wie Mikrowellenstrahlen ein Softeis? Ein kleiner Abriss:
Gerhard Zeiler, Chef der RTL-Group: 55 Jahre alt
Mathias Döpfner, Chef des Medienunternehmens Axel-Springer-AG, 48 Jahre alt
Kai Diekmann, Chefredakteur BILD, 47 Jahre alt
Ist also im Endeffekt nicht die Generation 45+, die für aktuelle Verblödung zuständig ist? Nur weil eine Generation aufgrund technischen Fortschritts lauter ist als die vorangegangene, macht sie das nicht automatisch dümmer. Nur weil sie mehr von sich gibt was von noch mehr Leuten gelesen, beachtet und kommentiert wird, heißt das noch lange nicht, dass sie sich deswegen schämen muss. Schaut man sich die beispielsweise die Politik an, so dominiert bei blödsinnigen Entscheidungen ganz bestimmt nicht die Altersgruppe unter 30. Ihr steht uns in nichts nach, meine sehr gealterten Damen und Herren!
Habt ihr euch mal gefragt, warum es diese angeblich so verkommene Generation so schwer hat? Ganz einfach: Sie hat eure Gene. Ich kann keinen Sonnenblumenkern in einen Hundehaufen stecken und erwarten, dass daraus ein Rosenbusch wächst.
Wir alle sind das Produkt der Prägung durch vorangegangene Generationen. Genau hier sollte man ansetzen, nicht bei pseudolustigen Anekdötchen, die sich mit ein wenig Rechercheaufwand über jede Minderheit, jedes Alter, jede religiöse oder sexuelle Orientierung finden lassen.
Aber da die Alten ja sowieso keine Computer bedienen können, wird das hier sowieso niemand lesen, der zu besagter Generation gehört. Klischees sind was Feines, nicht?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen