Dienstag, 19. April 2011

Happy Birthday LSD!

"Happy Birthday, to you..."
Alice, komm aus dem Wunderland, denn heute wird LSD genau 67 Jahre alt, Grund genug die Teestunde mal Teestunde sein zu lassen und einen kleinen Rückblick in die Hippiezeit zu starten.Und wer hats erfunden? Richtig, die Schweizer. Na ja erfunden ist ein wenig weit hergeholt, die Droge LSD war eher, wie so häufig in der Wissenschaft eine Zufallsentdeckung.







"Picture yourself in a boat on a river,
With tangerine trees and marmalade skies.
Somebody calls you, you answer quite slowly,
A girl with kaleidoscope eyes."
(The Beatles - Lucy in the sky with diamonds)

LSD oder Lysergsäurediethylamid, Acid, Boomer oder Looneys erblickte am 19. April 1943 das Licht der Welt, zumindest in der Form der erstmaligen wissenschaftlichen Dokumentation eines Trips. 
Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann beschäftigte sich schon seit einigen Jahren mit dem Mutterkorn, einer Pilzform, die gerne in den Ähren von Roggen wächst. Der Name Mutterkorn rührt daher, dass eben jene Pilzform schon seit dem Mittelalter als bekanntes Abtreibungsmittel verwendet wurde, da es Wehen der Gebärmutter verursachte.
Das Ziel seiner Forschungen war es, ein Kreislaufstimulanz zu entwickeln, welches medizinisch eine Rolle spielen sollte. Nach mehreren frustranen Versuchen gab er seine Bemühungen auf, um kurz vor dem 19 April erneut mit LSD zu experimentieren. Durch einen Zufall nahm Hofmann die Substanz auf und bemerkte auf dem Weg nach Hause Veränderungen seiner Wahrnehmung.
Am 19. April 1943 beschloss er, diesen Beobachtungen in einem Selbstversuch entgegenzutreten.

Die Resultate seiner Beobachtungen protokollierte er drei Tage später wie folgt:


Albert Hofmann wurde 101 Jahre alt, Quelle: Stefan
„16:20 Einnahme der Substanz
17:00 Beginnender Schwindel, Angstgefühl, Sehstörungen, Lähmungen, Lachreiz.
Mit Velo "(Ann.: Fahrrad)" nach Hause. Von 18 – ca. 20 Uhr schwerste Krise, siehe Spezialbericht:

Die letzten Worte konnte ich nur mit großer Mühe niederschreiben. […] die Veränderungen und Empfindungen waren von der gleichen Art [wie gestern], nur viel tiefgreifender. Ich konnte nur noch mit größter Anstrengung verständlich sprechen, und bat meine Laborantin, die über den Selbstversuch informiert war, mich nach Hause zu begleiten. Schon auf dem Heimweg mit dem Fahrrad […] nahm mein Zustand bedrohliche Formen an. Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel. Auch hatte ich das Gefühl, mit dem Fahrrad nicht vom Fleck zu kommen. Indessen sagte mir später meine Assistentin, wir seien sehr schnell gefahren. [Zu Hause angelangt] wurden Schwindel und Ohnmachtsgefühl zeitweise so stark, dass ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte und mich auf ein Sofa hinlegen musste. Meine Umgebung hatte sich nun in beängstigender Weise verwandelt. […] die vertrauten Gegenstände nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an. Sie waren in dauernder Bewegung, wie belebt, wie von innerer Unruhe erfüllt. Die Nachbarsfrau […] war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze....“

„Jetzt begann ich allmählich, das unerhörte Farben- und Formenspiel zu genießen, das hinter meinen geschloßenen Augen andauerte. Kaleidoskopartig sich verändernd drangen bunte phantastische Gebilde auf mich ein, in Kreisen und Spiralen sich öffnend und wieder schließend, in Farbfontänen zersprühend, sich neu ordnend und kreuzend, in ständigem Fluss. Besonders merkwürdig war, wie alle akustischen Wahrnehmungen, etwa das Geräusch einer Türklinke oder eines vorbeifahrenden Autos, sich in optische Empfindungen verwandelten. Jeder Laut erzeugte ein in Form und Farbe entsprechendes, lebendig wechselndes Bild.“

"One pill makes you larger
And one pill makes you small
And the ones that mother gives you
Don't do anything at all
Go ask Alice
When she's ten feet tall" 
(Jefferson Airplane - White Rabbit)

Typische LSD-Tickets
Bis heute wird in der Szene der 19. April als "Bicycle Day" bezeichnet, da Hofmann an diesem Tag mit dem Fahrrad nach Hause fuhr.

Kurzum wurde LSD unter dem Handelsnamen "Delsid" für spezielle psychiatrische Behandlungen und Forschungszwecke zugelassen. Viele Therapeuten erhofften sich, durch den Konsum mehr Verständnis über ihre Patienten zu gewinnen, denn der Konsum fand sowohl beim Patienten als auch Therapeuten statt, "Dope für alle" war die Maxime


Viel interessanter sind jedoch diverse Forschungsprojekte die im Zuge der Entdeckung von LSD ins Leben gerufen worden, allen voran "Project MKULTRA".

"You know I smoked a lot of grass.
Oh Lord! I popped a lot of pills.
But I've never touched nothin'
That my spirit couldn't kill."
(Steppenwolf - The Pusher)

 MKULTRA war ein Geheimprojekt der CIA, das zwischen 1953 bis in die 70er Jahre mitten in der Blütezeit des kalten Krieges stattfand. Nach der Entdeckung von LSD und der Tatsache, dass es psychedelisch wirkt fand der amerikanische Geheimdienst Interesse an der Droge und startete Forschungsprojekte, die die Substanz als potentielles Wahrheitsserum oder als Möglichkeit der Gedankenkontrolle testen sollten.


Selbstportraits im Zeitverlauf unter dem Einfluß von LSD
Die Testpersonen für diese Feldversuche wurden allerdings unter ethisch fragwürdigen Methoden rekrutiert, man bediente sich einfach zufällig ausgewählten Menschen, meist aus Krankenhäusern, psychiatrischen Anstalten oder Gefängnissen. Warum oder was ihnen überhaupt verabreicht wurde erfuhren nur die Wenigsten und nicht selten kam es zu tödlichen Zwischenfällen oder sonstigen bleibenden Schäden aufgrund von Überdosierungen. Es kam später zu Untersuchungen bezüglich des Projektes, allerdings wurde ein Großteil der belastenden Protokolle vernichtet, festzuhalten bleibt, dass das CIA eingestehen musste, dass die gewonnen Erkenntnisse weder wissenschaftlich verwertbar noch aufschlussreich waren.



Eine dieser Versuchspersonen war Ken Kesey, welcher seine Erfahrungen dadurch später in seinem Buch "Einer flog übers Kuckucksnest" verarbeitete. Entgegen jeder Erwartung war Kesey trotz allem ein Befürworter von LSD und propagierte, dass die Bewusstseinserweiterung durch LSD Menschen helfen könnte sich weiter zu entwickeln.


Bus "Further", Quelle: Jmabel
Er gründete eine Hippie-Kommune, die sich "Merry Prankster" nannte und mit einem bunt bemalten Bus quer durch die USA tourte und sogenannte LSD-Happenings veranstaltete, bei denen Interessierte die bewusstseinserweiternde Droge ausprobieren konnten. Zu dieser Zeit war LSD noch legal zu erwerben und entsprechend etablierte sich LSD in Hippie Kreisen. 

Mit dem Verbot der Substanz in den USA um 1966 verschwand der LSD Boom relativ schnell wieder. Auf dem illegalen Drogenmarkt spielte es nur eine marginale Rolle, da es praktisch kaum Abhängigkeitspotential erzeugt und aufgrund seiner Pharmakodynamik nicht zum täglichen Konsum eignet. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass es aufgrund seiner psychodelischen Wirkung durchaus Flashbacks oder Psychosen verursachen kann.

"Trumpets and violins I can hear in distance
I think they're calling our names
Maybe now you can't hear them, but you will
If you just take hold of my hand

Oh, but are you experienced?

Have you ever been experienced?
Not necessarily stoned, but beautiful..."
(Jimmy Hendrix - Are you experienced?)





Ein sich fest haltendes Gerücht ist, dass der Disney-Film "Alice im Wunderland" im Prinzip nichts anderes als eine psychedelische Erfahrung unter LSD wiederspiegelt. Ob das stimmt ist nur schwierig zu belegen, Fakt ist, dass das Buch, auf dem der Film basiert, bereits 1865 von Lewis Carroll verfasst wurde, lange Zeit vor der Entdeckung von LSD. Der Disney Film wiederum erschien erst 1951 und fällt damit genau in den Zeitraum, in welchem LSD einen wahren Boom erlebte.




Doch Alice war bei weitem nicht der einzige Film, der entsprechende Szenen aufzuweisen hatte. Viele von euch werden sich mit Sicherheit an die tanzenden pinken Elefanten aus Dumbo erinnern. Dieser Film erschien aber wiederrum 1941 also wiederrum vor der Entdeckung von LSD. Trotz allem erfreuen sich viele "Tickets" weiterhin der knallbunten Optik dieser Vorlagen, da die meisten Konsumenten eine schrillere Farbwarnehmung als sonst beschreiben, wenn sie einen "Trip fahren".



Was gibt es also abschließend über LSD zu sagen? Vielleicht vielen Dank für die schrillen Farben......vielen Dank für die Hippiebewegung und ganz besonderz herzlichen Dank für tanzende bunte Elefanten......

"Mindfucks are the most desperate once you´ll ever get"

2 Kommentare:

  1. Sehr gut verfasst, schreib doch mehr!

    <3

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  2. Danke für die Blumen.Von was genau willst du mehr? Mir schwebt die Idee vor zu einigen anderen Substanzen und ihrem Werdegang zu schreiben!

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