Dienstag, 26. Juli 2011

Die Farce des Kreuzritters

Es wird wohl niemanden geben, an dem die Geschehnisse des 22 Juli.2011 vorbeigingen. Die traurige Statistik zeigt, dass der Täter Anders Breivik 76 Menschen in den Tod schickte.

Motive und Rechtfertigungen seinerseits sind im Prinzip völlig irrelevant, denn eine Rechtfertigung gibt es nicht und eine Rationale ebensowenig.

Allerdings muss man der Tatsache ins Auge sehen, dass Anders Breivik kaltblütig und unmenschlich ist, keinesfalls aber wahnsinnig.
Dafür sprechen zu viele Fakten, die kurze Zeit nach der Tat ans Licht kamen:

Seine kurz zuvor geschaffene Facebook Seite
Sein Twitter Account
Das Manuskript, dass er vor der Tat an mehrere Tausend Menschen schickte
Der Fakt, dass er eine öffentliche Anhörung verlangt

Dieser Mann hat ganz kühl und rational geplant, die Macht der Medien für die Veröffentlichung seines kruden Weltbildes zu nutzen.
Er wusste, dass der Tod so vieler Menschen international für Aufsehen sorgt und ihm war völlig klar, dass sein Manuskript nach der Tat so etwas wie "Mein Kampf 2.0" wird.
Längst schon gibt es unglaublich viele Seiten, wo man es lesen und sich runterladen kann und wer es schon einmal gesehen hat, wird feststellen, dass die ersten Seiten komplett abhandeln, dass es kein Copyright gibt, dass man es bitte an so viele Menschen wie möglich schicken soll und dass der geneigte Anhänger es wenn möglich noch in andere Sprachen übersetzt, es existieren sogar Links zu Schreibprogrammen und Firmen, die es in Druck geben können.

Es ist also mehr als offensichtlich, dass dieser Mensch die Öffentlichkeit sucht und sein krudes Weltbild an den Mann bringen will.

Was sollte also die mediale Konsequenz sein?

In keinem Fall sollte man  dem Mann das Sprachrohr in die Hand geben, nach dem er mit 76 Menschenleben gebeten hat.

Die Gefahr der muslimischen Invasion, die Breivik prognostiziert ist lachhaft, wo er als konservativer Christ das größte Massaker Europas seit dem zweiten Weltkrieg verursacht hat. Terror gegen Terror ergibt nun mal eben nicht Frieden!

Es ist schon fast ironisch, dass sich Breivik und seine Anhänger als Kreuzritter des Templerordens bezeichnen, die uns vor der muslimischen Bedrohung aus dem Abendland beschützen wollen.
Waren es doch vor mehr als Tausend Jahren die Kreuzritter, die ins Abendland zogen um dort "die Ungläubigen" zu unterwerfen oder umzubringen.
Dass diese Kriege nicht rein religiös motiviert waren, sondern durchaus strategische und wirtschaftliche Interessen verfolgten lag auf der Hand.
Die Ironie liegt darin, dass es überhaupt nicht um eine muslimische, also religiös geprägte Bedrohung ging.

Der Fakt, dass Palästina, Schauplatz des ersten wirklichen Kreuzzuges, zuerst von den Christen besetzt wurde und dann im Zuge des Kreuzzuges verteidigt werden sollte, setzt dem ganzen noch die Krone auf.
Er warnt vor religiös fanatischen Invasoren und betitelt sich historisch gesehen selbst als einer.

Die Frage, warum er als selbstbetitelter Patriot es in diesem Zuge als sinnvoll erachtet 76 seiner Landsmänner kaltblütig zu ermorden bedarf auch keiner weiteren Diskussion.

Und deshalb ist es völlig unnötig und sinnlos, sich öffentlich anzuhören, was der Mann zu sagen hat, denn er hat nichts zu sagen.

Er lebt auf seiner kleinen Polly-Pocket Insel, die vollgestopft ist mit Furcht und Fanatismus, der Blick über den Rand hat er vermutlich in all den Jahren nie gewagt. Wie die meisten Extremisten ist auch er eine Randerscheinung, die versucht, sich durch Gewalttaten Gehör zu verschaffen, weil ihm unter normalen Umständen niemand zuhören würde.
Die Pseudointelligenz und Rechtfertigungen, die dann folgen bestätigen meist nur den Verdacht, wie verdreht das Weltbild dieser Schattengestalten eigentlich ist.

Was hat Breivik also politisch erreicht?
Ich wage, wenn auch frühzeitig, eine Prognose: Seine Inhaftierung!

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