Sonntag, 3. April 2011

Atomenergie oder doch lieber Duff?

Raus aus der Atompolitik und zwar schon seit gestern. Das ist der weit schallende Grundkonsens hinweg über Parteigrenzen und soziale Schichten. Überall flammen Protestbewegungen und Mobilmachungen auf, denn eines ist ja wohl klar: "Pro Atomenergie" ist so unbeliebt wie untragbar geworden.
Fukushima zeigt uns allen ja schließlich, dass auch Springfields Kraftwerk eher eine Zeitbombe als eine Energiequelle darstellt. Pro Sieben hat übrigens vor einer Woche entschieden Folgen der Serie in denen Homer Blödsinn im Kraftwerk baut nicht zu zeigen um den Umständen gerecht zu werden.
Dabei sind die Simpsons doch so aktuell wie nie, so verkauft Monty Burns in einer Folge sein Kraftwerk an deutsche Investoren, weil sie als so akribisch und sicherheitsorientiert gelten, Ironie des Schicksals, vielen Dank Matt Groening.
Das einzig gute, was man der Krise in Japan abgewinnen kann ist der Fakt, dass es der Atomlobby nun deutlich schwerer fallen sollte, ihre ach so feine Atomenergie als sauber zu verkaufen, das Problem der Endlagerung noch völlig außen vor (in unbestimmter Zeit mehr davon).

Reaktorlaufzeit ist das meistumstrittenste Wort der letzten Wochen und die Verlängerungen, die schon vor langer Zeit durchgedrückt wurden bringen auf einmal die Staatsbürger auf die Palme, während die "Alt-68" grinsend von Haustür zu Haustür wandern und jedem der es hören will oder auch nicht ein "Ich habs euch ja gleich gesagt" an die Backe labern.

Doch verwundert der Massenprotest in Deutschland? Ernüchternderweise nicht. Gegner der Atomkraft zu finden ist aus offensichtlichen Gründen einfach, Beführworter ähnlich schwer zu mobilisieren, wie fürs Babyrobbenschlachten. Im Prinzip ist daran auch nichts falsches, denn die Idee der Atomkraftwerke ist so einfach wie falsch.

Nachdem Wissenschaftler das unglaubliche Energiepotential der Atomkraft entdeckten und sie ausgiebeig getestet hatten (Siehe Versuchsprotokoll Hiroshima und Bikini Atoll) war es naheliegend was geschehen würde. Wie hungrige Wölfe stürzten sich Investoren auf den neuen Energielieferanten, der in großen Mengen vorhanden und herzustellen war und kosteneffizient war. Sicherlich gab es da noch das Problem des radioaktiven Abfalls und die potentielle Bedrohung eines nuklearen Gau aber hey, wir haben die Leute dazu gebracht sich mit Zigaretten dahin zu raffen, da wird das doch wohl ein Klaks. Und außerdem verbuddeln wir das Problem tief unter der Erde, aus den Augen aus dem Sinn.

Wussten Sie übrigens, dass "Fukushima" übersetzt soviel wie Glücksinsel heißt? Die Ironie ist doch bisweilen ironisch, finden Sie nicht?

Doch, ach wie blöd, jetzt ist doch wirklich eins von den Dingern in die Luft geflogen und alle schreien laut. Doch spätestens wenn Steuern und Strompreise steigen, weil wir von heute auf morgen zig Kraftwerke abschalten wollen wird der Euphorismus dieser Tage einen bitteren Beigeschmack bekommen.

Protestieren macht den Meisten nämlich genau so lange Spaß, wie sie selbst keine Konsequenzen daraus zu befürchten haben.
Protest ist wichtig, gut und auch gewollt, doch hat man in der letzten Zeit das Gefühl, das "dagegen sein" ein Trend ist, dessen Wirkkraft aber so schnell verschwindet wie sie gekommen ist. Es ist leicht einen Mausklick für den "like" Button auf Facebook zu drücken, nur spiegeln die Zahlen solcher Bündnisse nicht wirklich die derer wieder, die auch bereit sind mehr für die Ideale zu tun für die sie einstehen.

Vielleicht endet es ja alles doch wie bei den Simpsons und Mr. Burns stellt uns allen entweder den Strom ab oder verdunkelt die Sonne, in jedem Fall spiegelt Springfield den Aktionismus dieser Tage wieder: Protestieren oder doch lieber zu Moe´s Tavern und da schimpfen?

2 Kommentare:

  1. Also ich muss ja sagen AKW's hin oder her.
    Selbst wenn in Deutschland alle abgestellt werden oder auf die höchsten Sicherheitsstandards gebracht werden bringt das auch nichts, entlang der deutsch - französischen Grenze haben die Franzosen eine AKW's stehen die nicht nur verdammt alt sind, sondern auch marode.

    Also können wir unserer Top Modern machen aber wenn dort einer nur nen Stein gegen wirft dann ist der Spinat hier auch wieder richtig grün.

    Ich habe persönlich nichts gegen die Atomkraft.
    Die Endlagerung ist natürlich noch extrem scheiße.
    Wahrscheinlich haben wir dann in 200 Jahren ne Salzknappheit und buddeln wieder in Gorleben rum.

    Vorteil: Der Schnee kommtt nie wieder wenn das Salz hir liegt.

    Kurz um, von mir aus können die mir nen AKW in der Vorgarten setzten, ich habe da nichts gegen.

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  2. Siehst du, dann machst du es meiner Meinung nach genau richtig, weil du eine Meinung dazu hast, aber auch durchaus die negativen Konsequenzen kennst und akzeptierst. Viele die jetzt gegen Atomkraft protestieren sind sicherlich die ersten, die laut jammern, wenn die Strompreise "aus unerklärlichen Gründen" wieder steigen!

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