Sonntag, 20. Februar 2011

Hasta la Facebook, siempre!

Raúl Castro zusammen mit Che (1958)
"Havana eingenommen" twitterte Che Guevare flüchtig und mit noch schweißnassen Händen über sein Iphone am 2. Januar 1959 aus der Stadt der Zigarren.

Castro, seit Jahren fester "Follower" von Che´s Twitter Account grinst bis über beide Ohren. Das Foto, das Che gleich mitgetwittert hat veröffentlicht er mit den Worten "Cuba libre" auf seinem Facebook Account wo er auch vor 6 Jahren die Gruppe "Movimiento 26 de Julio",gründete.



(Ann. Datum des Angriffs auf die Moncada Kaserne in Santiago de Cuba im Jahr 1953, der Angriff scheiterte, markierte aber den Beginn der Revolution)

Tausende Kubaner treten ihr spontan bei. In seinem User-Profile findet man unter Sportarten Baseball, Stalin dominiert in der Kategorie "People who inspire you" und unter politischen Interessen taucht der Kommunismus auf.




So oder so ähnlich hätte der Staatsstreich des jungen Castro und Guevara damals verbreitet werden können, vorausgesetzt sie hätten die Mittel und Wege gehabt, die heute verfügbar sind. Und auch wenn dieses Szenario die Revolution Kubas etwas anders darstellt, als es der Fall war, so ist es doch nicht weit von dem entfernt was heutzutage einen modern geführten Staatsstreich ausmacht.

Wer in den letzten Wochen nicht gerade kaum Fernsehen geschaut und praktisch keine Zeitung gelesen hat, konnte nicht ignorieren, dass Staatsstreiche und iche Revolutionäre im Moment Hochkonjunktur haben, getreu dem Motto, man sollte das Eisen noch schmieden solange es warm ist.

Egal ob es der Tunesien (Ben Ali), Ägypten (Mubarak), Lybien (Gaddafi) oder weitere Länder wie Algerien, Jordanien und der Jemen, es zieht eine Welle der Aufbäumung die Mittelmeerküste entlang und die Schreie der Unzufriedenen und die Gewalt die ihnen angetan wird ist auf der ganzen Welt zu hören.


Was ist seit der Zeit Che´s geschehen? Nun, unsere Welt ist weiter zusammengewachsen und zwar auf dem interaktiven Weg. Minutiös konnten wir in Bild und Videomaterial den Einmarsch in den Irakkrieg verfolgen, selbst die Hinrichtung des Diktators Saddam Hussein tauchte wenig später im Internet auf, abgefilmt mit einer Handy Kamera.

Picture by Mona

Das aktuellste Beispiel dieser Art sind natürlich die Protestbewegungen der Ägypter. Auf den großen Internetseiten unserer Zeitungen konnte man per Liveticker die Entwicklungen auf dem  Tahrir Platz verfolgen, als ob man selbst dort stehen würde. Über Facebook wurden Kundgebungen und Versammlungen organisiert, über Twitter "zwitscherten" im Minutentakt Bewohner Ägyptens neuste Entwicklungen und Beobachtungen und auf YouTube bekam man einen direkten Eindruck mitten aus der Masse des Geschehens.



Etwas sehr historisches ist geschehen. Diese neue Generation der "Digital People" oragnisiert und informiert sich über das Internet. Durch all diese Informationsportale werden dermaßen detaillierte wenn auch häufig subjektive Eindrücke in die ganze Welt verteilt und verleihen so den Aktivisten Gehör und Macht.

Der politischen Weltgemeinschaft ist es längst nicht mehr möglich solche Bewegungen zu ignorieren. Getreu dem Prinzip "Flüsterpost" verbreiten sich neueste Entwicklungen wie ein Lauffeuer und die Macht solcher Kommunikationwswege hat der Staatsstreich in Ägypten demonstrativ unter Beweis gestellt.

In Lybien hat man bereits auf diese Art der digitalen Revolution reagiert: Der dortige Diktator Muammar Al Gaddafi kappte und blockierte weitestgehend die Internetzugänge des Landes und treibt die Todeszahlen unter den demonstrierenden in die Hunderte (Stand 20.2.2011). Ein geschickter Schachzug seinerseits? Womöglich, denn mit Sicherheit hat Gaddafi die Entwicklungen seines Nachbarlandes Ägypten sehr genau verfolgt und erkannt, welche Organisations- und Informationsmacht das Internet in diesem Komplex darstellte.
Ob dies die Proteste in Lybien stoppen wird bleibt aber eher unwahrscheinlich, nichtsdestotrotz hat es sie ausgebremst. Der Haupteffekt ist aber mit Sicherheit der Fakt, dass die Gewalt mit der Gaddafis Truppen vorgehen einen Großteil an medialer Präsens verloren hat und somit einen löchrigen Mantel der Vertuschung trägt. Natürlich wird darüber berichtet, aber dennoch hat es nicht denselben Effekt wie ständige Livebilder des Tahrir Platzes beispielsweise, auch hier ein geschickter Schachzug Gaddafis, denn wie sooft wird die internationale Presse weitestgehend vom Geschehen abgeschirmt.

Ein völlig anderes aber ebenso aktuelles Beispiel sind die Entwicklungen im Fall Wikileaks. Julian Annssange, selbst Mitbegründer Wikileaks und "Hacker" der ersten Stunde, demonstrierte durch seine Veröffentlichung der Geheimdokumente zum Vorgehen sowohl im Irak- als auch Afghanistankrieg, der Veröffentlichung von rund einer viertel Millionen diplomatischen US Berichten, zu was für einer Informationsplattform das Internet geworden ist.

Dennoch bleibt bei all dem ein bitterer Beigeschmack:

Ja, wir haben mit dem Internet eine Informationsquelle die im Prinzip für jeden zugänglich ist und bis zu einem gewissen Grad keiner Zensur unterliegt (die Betonung liegt hier auf  "bis zu einem gewissen Grad").

Ja, die neuesten Entwicklungen zeigen auf, dass jene Platform sinnvoll und effektiv eingesetzt werden kann, sowohl zum Guten als auch zum Bösen.

Doch bleibt am Ende der Fakt bestehen, dass das Wort "Subjektivität" in Großbuchstaben über all dem fliegt. Sicherlich ergeben alle Informationen zusammengetragen ein durchaus realistisches und informatives Gesamtbild. Nichtdestotrotz zeigen einzelne Videos und einzelne Bilder oft nur die Beobachtungen und dazugehörigen Ansichten eines Einzelnen.

Kurz nach dem Einmarsch der US-Armee in den Irak tauchten auf vielen Fernsehsendern Bilder von Irakis auf, die amerikanische Flaggen verbrannten und wild schimpfend in die Kamera schrien. Waren diese Bilder representativ für ein ganzes Land, das zu Unrecht bombadiert, malträtiert und besetzt wurde oder sah man hier eine in Szene gesetzte Provokation einiger Regimebefürworter, die Zweifel an dem Sinn und der Rechtfertigung dieses Krieges aufkommen lassen sollte?

Und hier kommen wir wieder am Anfang meines Blogs und der Kernaussage an: Diese Informationsmacht ist sowohl Gut als auch Böse, sie ist falsch und gleichzeitig richtig, in jedem Fall ist sie aber eine Möglichkeit, seine eigene Meinung zu festigen und mit anderen zu diskutieren und ist das nicht Kern einer jeden Konsensbildung?



Abschließen möchte ich wie sooft mit einem Zitat, in diesem Fall einem aus der kubanischen Revolution, dass trotz der damals nicht vorherrschenden digitalen Möglichkeiten nicht aktueller sein könnte und von Che Guevara stammt:






"Seid vor allem immer fähig, jede Ungerechtigkeit gegen jeden Menschen an jedem Ort der Welt im Innersten zu fühlen. Das ist die schönste Eigenschaft eines Revolutionärs." - Ernesto Che Guevara

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