Freitag, 10. Dezember 2010

Schon Konfuzius sagte....eigentlich gar nichts mehr!

Gestern am 9.12.2010 wurde zum allerersten Mal der Konfuzius Friedenspreis verliehen. Viele werden jetzt vielleicht fragen: Was ist das für ein Preis und was spielt er für eine Rolle?

Nun, was für ein Preis er ist, darüber mag man durchaus streiten, dass er aber eine bedeutende Rolle spielt steht außer Frage.
Der Konfuzius-Friedens Preis wurde vor einigen Wochen erfunden und von einem regierungsnahem Instituts Chinas gestern an den ehemaligen Vize Präsident Taiwans Lien Chan verliehen....na ja zumindest war das die Idee.

Lien Chan, Quelle: Wikipedia
Das dumme an der ganzen Sache war nur leider, dass Lien Chan weder von der Verleihung wusste, noch anwesend war. An seiner statt verlieh man den Preis also einem kleinen chinesischen Mädchen und spielte das ganze wunderbar für das Fernsehen der Volksrepublik China auf.


Und welcher große Preis kommt einem da sofort ins Gedächtnis, natürlich, der Friedensnobelpreis, der heute, einen Tag nach diesem Spektakel verliehen wurde...na ja zumindest war das die Idee.


Denn wie wahrscheinlich viele schon mitbekommen haben ist der diesjährige nominierte Liu Xiaobo ebenfalls nicht anwesend und weiß vielleicht auch noch nicht einmal von seinem Glück.
Der chinesische Schriftsteller und Verfasser der "Charta 08" wurde international als Dissident der Volksrepublik China bekannt.

Am 8.Dezember 2008 wurde er festgenommen, nur Stunden später wurde die mit von ihm verfasste Charta 08 im Internet veröffentlicht. Konsequenz der Verhaftung war, dass Liu Xiaobo im Dezember 2009 (bis dahin war er bereits im Gefängnis oder stand unter Hausarrest) zu 11 Jahren Haft verurteilt wurde.



Entsprechend seltsam gestaltete sich die heutige Verleihung, denn im Gegensatz zu dem Konfuzius Preis nahm niemand an Xiaobos Stelle den Preis an, nicht einmal seine Frau, die seit seiner Verhaftung unter Hausarrest steht und nicht interviewt werden darf.
Liu Xiaobo, Quelle: Wikipedia
China hat vehement versucht diese Verleihung zu verhindern, hat durch seine Interventionen sogar erreicht, dass 18 Staaten, darunter Russland, Saudi Arabien, Iran, Serbien, Marokko und Kuba die Zeremonie boykottieren wollen um keine Verschlechterung diplomatischer Beziehungen zu riskieren, eine wie ich finde untragbare und unverschämte Reaktion der Länder, denn das kommt einem Weggucken der politischen Lage Chinas gleich und damit einer stillen Zustimmung der unmenschlichen Behandlung Xiaobos.

Wenn man sich ein wenig über die Geschichte des Friedensnobelpreises informiert, findet man relativ schnell raus, dasss es in der Zeit seiner Verleihung seit 1901 bisher nur einmal nicht möglich war in zu überreichen und zwar 1936.

Damals sollte der deutsche Publizist Carl von Ossietzky den Preis erhalten, er wurde aber von den Nationalsozialisten in ein KZ inhaftiert und starb später an den Folgen einer Lungentuberkulose. Hitler verfügte im selben Jahr, dass kein deutscher mehr diesen Preis erhalten sollte und auch Deutschland führte an seiner statt einen eigenen "deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft" ein, eine makabre aber dennoch passende Parallele.

Worauf ich bei all dem hinaus will?

Jeder von uns hat Kleidungsstücke, Haushaltswaren oder Computerteile, die die goldenen Worte "made in China" tragen und uns subtil demonstrieren welch eine Industriemacht China darstellt.
Doch wenn man sich ein wenig mit der innerpolitischen Lage des Landes der aufgehenden Sonne beschäftigt, so wird schnell klar, dass Licht auch Schatten wirft und im Dunkeln viele Dinge geschehen, die menschenverachtend sind. Es kann nicht sein, dass ein Regime seine intelletuelle Riege bei dem kleinsten Funken Kritik wegsperrt und terrorisiert, versucht, dies unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu tun und damit auch noch relativ ungestraft wegkommt. Dies ist eine Form der Zensur, die absolut nonkonform mit allen Grundsätzen der Menschenrechte steht.
Es ist beängstigend zu wissen, dass das bevölkerungsreichste Land der Welt ein so totalitärer Staatsapparat ist, der gerade was freie Meinungsäußerung angeht in einem Atemzug mit der Propaganda zur Zeit des Nationalsozialismus genannt werden kann, wohlgemerkt nicht in Bezug auf den Inhalt, aber sehr wohl der Methodik.
Es sind Menschen wie Xiaobo zu denen wir aufschauen sollten, Kritiker die sich trotz massiver Konsequenzen für das einsetzen was richtig ist. 

Was das ganze nun mit Ironie und dem Konfuzius Friedenspreis zu tun hat?

Konfuzius, Quelle: Wikipedia


Nun Konfuzius war ein chinesischer Philosoph, dessen zentrale Lehren sich auf Achtung anderer Menschen und Ahnenverehrung bezogen. Ein "edler", also moralisch einwandfreier Mensch, wurde man laut Konfuzius erst dann, wenn man sich in Harmonie mit dem Weltganzen befindet.

„Den Angelpunkt zu finden, der unser sittliches Wesen mit der allumfassenden Ordnung, der zentralen Harmonie vereint“



Den Weg hierzu sah Konfuzius vor allem in der Bildung. Und ohne dies weiter zu erläutern ist glaube ich jedem hier klar, wie ironisch dies alles im Zuge des "Konfuzius Friedens Preis" ist.

Ich für meinen Teil hätte zu gern gewusst, was er zu all dem gesagt hätte. Vermutlich gar nichts, da er auch ins Gefängnis gekommen wäre.

Abschließen möchte ich diesen Artikel mit einem Link zu der deutschen Übersetzung der Charta 8, übersetzt von Prof. Dr. Jörg-M. Rudolph (Ostasieninstitut, Fachhochschule Ludwigshafen)

Charta 08

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